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Das Erstellen von Risikobeurteilungen – eine notwenige Strafarbeit

Erstellt von Jörg Handwerk am 26.11.19 09:17

Vorgesetzte und Gesetzgeber zwingen uns, gesetzliche Anforderungen zu erfüllen. Diese sind teilweise schwer zu finden und scheinen obendrein noch „großzügige“ Interpretationsspielräume zu lassen. Der wahre Grund, der für die Erstellung einer Risikobeurteilungen spricht, liegt aber ganz wo anders.

Risikobeurteilung beim Kunden

Es wird schon fast als Strafarbeit angesehen, wenn man von seinem Chef die Aufgabe bekommt, zukünftig die Verantwortung für die Erstellung von Risikobeurteilungen zu tragen. Das Ergebnis spiegelt oft genau das wider. Unmut, Überlastung, teilweise sogar Ahnungslosigkeit. Woran liegt das?

Unmut zeigt sich in Ablehnung. Gegen vieles, was neu ist, wird sich erstmal gewehrt. Der Grund liegt nicht allein am normalerweise eh schon überfüllten Schreibtisch. Jede Aufgabe, die hinzukommt, wird zur Belastung. Wenig hilfreich ist auch das Kettenrasseln einiger sogenannter Berater, die mit Geschichten um Gefängnis und anderen massiven Strafen Ängste schüren. All das hindert Menschen, sich mit dem Thema etwas genauer auseinander zu setzen. Unwissenheit schützt vor Strafe nicht - stimmt. Um sich einem neuen, vielleicht auch unliebsamen Thema zu nähern, hilft es, den Standpunkt zu verändern. Sehen Sie nicht auf die Verpflichtung, sehen Sie auf den Nutzen!

Wir von CE-CON haben einen Leitsatz verinnerlicht:

„Wir helfen, dass Menschen nach der Arbeit so zu ihren Familien zurückkehren, wie sie sie morgens verlassen haben!“

Dem Maschinenbediener Rodrigo H.* wurde die kraftbetätigte, vertikale Schutzeinrichtung eines Bearbeitungszentrums zum Verhängnis. Eigentlich sollte sich die mittels Pneumatikzylinder betriebene Edelstahl-Schiebetür nur durch Betätigung einer Zweihandbedienung absenken. Für den Fall, dass sich doch während des Schließens Etwas oder Jemand im Bereich der Schiebetür befinden sollte, hat der Hersteller zusätzlich eine sensitive, druckempfindliche Schutzeinrichtung vorgesehen. Sollte es zu einem Druckverlust der Pneumatik kommen, wurden entsperrbare Rückschlagventile am Pneumatikzylinder installiert.

Drei Fehler im System haben Rodrigo H.* das Leben gekostet.

  1. Die Idee mit der Zweihandbedienung war sehr gut gedacht. Sie vermeidet aber nur dann Gefährdungen, wenn sie über die gesamte Dauer der Schließzeit betätigt werden muss und beim Loslassen eine Umkehr der Bewegung - also ein erneutes Öffnen - einleitet. In diesem Fall mussten aber beide Taster nur kurzzeitig betätigt werden und die Schiebetür senkte sich automatisch weiter ab.
  2. Eine sensitive Schutzeinrichtung verhindert auch nur dann Quetschgefahren, wenn sie so in die Maschinensteuerung eingebunden ist, dass Fehler der Schutzeinrichtung erkannt werden und ein Versagen dazu führt, dass sich die Schutztüre nicht mehr bewegen lässt. In diesem Fall hat das Versagen zwar eine Fehlermeldung ausgelöst, diese führte jedoch zu keiner Auswirkung auf die Funktion der Schutztür.
  3. Der Zylinder, der die Schutztüre bewegte, war auf beiden Seiten mit entsperrbaren Sicherheitsventilen ausgestattet. Bei Druckverlust bleiben der Zylinder und somit auch die Schutztüre in ihrer Position und senkt sich nicht von selbst ab. Allerdings lässt sich diese nach dem Betätigen des Not-Halt auch nicht von Hand öffnen, da auch die Aufwärtsbewegung gesichert war.

Der Antrieb, sich mit Risiken und deren Absicherung zu befassen, muss nicht vorrangig aus der Verpflichtung heraus entstehen, die gesetzlichen Vorgaben zu erfüllen. Das kommt ganz von selbst, wenn der Schutz von Menschen im Fokus ist, die Maschinen benutzen.

Bis auf den Namen ist das oben beschriebene Beispiel leider nicht frei erfunden. Fakt ist, dass der Mann aufgrund sicherheitstechnischer Mängel sein Leben verlor. Am Ende der Untersuchung stellte sich heraus, dass es keinen klaren Verursacher gab. Zum einen wurde die Maschine manipuliert, zum Zweiten gab es auch gravierende Mängel in der Konstruktion.

Diese Geschichte regt zum Nachdenken an und zeigt auf, wie die traurige Realität aussehen kann, wenn in Punkto Sicherheit nicht alles nach Vorschrift abläuft. Die Risikobeurteilung ist zwar arbeitsintensiv, sie ist aber auch unbedingt notwendig. Überwinden Sie Ihren Unmut und helfen Sie Menschenleben mittels durchdachter Vorarbeit bei der Risikobeurteilung zu schützen.

Um Sie bei dieser Arbeit zu unterstützen kann die Software CE-CON Safety zum Einsatz kommen. Testen Sie CE-CON Safety unverbindlich und überzeugen Sie sich selbst!

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* der Name des Mitarbeiters ist frei erfunden

Themen: Arbeitssicherheit, Risikobeurteilung

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