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Verantwortung im Berufsalltag: Meine CO2-minimierte Dienstreise

Erstellt von Jörg Handwerk am 17.12.19 09:17

Wir alle haben einen ökologischen Fußabdruck. Manche einen besseren, andere einen schlechteren. Durch viele dienstliche Aufenthalte fern der Heimat habe ich beschlossen, für mich etwas zu verändern. 

Mal eben nach Italien zu einem zweitägigen Meeting war die Aufgabe. Kunde zahlt. Normalerweise hätte ich nicht mit der Wimper gezuckt und mir Flüge herausgesucht und wäre geflogen. Extinction Rebellion, Fridays for Future und viele andere machen seit Monaten mobil und das kann an keinem vorbei gehen - auch an mir nicht. Ich habe mir mal den Spaß gemacht und den diesjährigen, durch mein Reisen, verursachten CO2 Ausstoß ermittelt. Das Ergebnis hat mir allerdings den Spaß deutlich verhagelt, denn nur durch Reisen mit Flugzeug, Auto & Co. habe ich es dieses Jahr auf satte 40 Tonnen CO2 geschafft. Das entspricht in etwa dem Vierfachen dessen, was im Durchschnitt von einem Bundesbürger an CO2 pro Jahr verursacht wird.JungerMann_fragend02-01 (1)„Ich muss irgendwas tun, um das zu verändern“, war mein spontaner erster Gedanke. Eines war aber schnell klar: Dafür muss ich raus aus meiner Komfortzone, und zwar deutlich. Also habe ich es mir zur Aufgabe gemacht, mit so wenig Emissionen wie möglich von Bremen ins norditalienische Brescia zu kommen. Nach ein bisschen Recherche fand ich eine recht interessante Zugverbindung mit nur zweimal Umsteigen in Hannover und München. Gesagt, getan. 

Mit der Straßenbahn zum Bahnhof war der erste Schritt. Der Regionalexpress brachte mich dann in etwas über einer Stunde nach Hannover zum Hauptbahnhof - ohne Verspätung. Vier Gleise weiter rauschte der ICE fast lautlos in den Bahnhof und ich bestieg die zweite Klasse, freute mich über meine Platzreservierung, klappte meinen Rechner auf und begann zu arbeiten. Nach sechs Stunden kam ich ausgeruht in München an - ebenfalls pünktlich mit nur einer einzigen Minute Verspätung. Die zwanzig Minuten Umsteigezeit erlaubten es mir noch fix meine bereits geplünderte Food-Box zu füllen und dann gemütlich zwei Bahnsteige weiter zu gehen und den Nightjet der ÖBB nach Mailand zu besteigen. Die Tour durch Österreich nach Italien war mit zwölf Stunden Fahrt die längste Etappe der Tour. Kaum hatte ich mein Schlafwagenabteil in Beschlag genommen, wurde mir ein Piccolo gereicht. Damit hatte ich nicht gerechnet, es aber gern angenommen. Zurücklehnen, entspannen, Sektchen trinken - so lasse ich mir Reisen gefallen.

Um zehn kam der Stuart und klappte mein Bett herunter. Wichtig war noch, den Bestellzettel fürs Frühstück auszuwählen, bevor ich mich dann für diesen Tag schlafen legte. Während ich noch über die angenehme erste Etappe meiner Reise nachdachte, muss ich eingeschlafen sein. Der Wecker holte mich aus den Träumen zurück. Verwirrt und überrascht über die ruhig verbrachte Nacht stieg ich in die bereitgestellten Schlappen, nahm mein Handtuch und ging duschen. Das war neu! Duschen im Zug – damit hatte ich nicht gerechnet, war aber klasse. Jedes Abteil hat zwar auch ein eigenes Waschbecken, aber eine Dusche ist schon Luxus, fand ich. Zurück im Abteil kam mein Frühstück. Alles drauf, was ich bestellt hatte und für ein Zugfrühstück ganz gut und sogar mit frisch gebackenen Brötchen. Pünktlich um acht erreichte der Nightjet die Stadt Brescia, das Ziel meiner Reise, wo man mich schon in Empfang nahm. Ab hier ging es dann mit einem ganz normalen Auto mit Verbrennungsmotor weiter.

Der Rückweg gestaltete sich etwas komplizierter, weil der Nachtzug aufgrund von Streiks in Italien satte 100 Minuten Verspätung eingesammelt hatte. Klar, dass mein Anschluss in München nicht warten würde und meine schwer erkämpfte Platzreservierung nichts mehr wert war. Zudem war in Bayern noch Herbstferienbeginn und somit waren die Züge - vollkommen überraschend - brechend voll. Viermal musste ich meinen Platz wechseln, weil mir jemand mit seiner Reservierung vor der Nase herum wedelte. Abgesehen von der defekten ICE-Küche, die mich zwang auf meinen Cappuccino zu verzichten, war alles wieder genau wie auf der Hinfahrt - gemütlich und entspannt.

Vernatwortung übernehmenWenn ich die verschlafene nächtliche Reisezeit einmal abziehe schlägt der zeitliche Unterschied mit insgesamt nur vier Stunden mehr zu Buche und ist nun wirklich keine Hürde. Wäre ich geflogen, hätte ich sogar zwei Hotelnächte mehr gehabt. Auch im Preis gab es aufgrund der Kurzfristigkeit der Buchung kaum einen Unterschied zum Fliegen, die Zugfahrt war sogar etwas günstiger. Aber anstatt weit mehr als eine halbe Tonne, habe ich auf meiner Tour von Bremen nach Italien und wieder zurück nur 180kg CO2 erzeugt. Auf jeden Fall ein gutes Gefühl und, zumindest für mich, eine echte Alternative zum Flugzeug.

Sehr erfreulich waren auch die Reaktionen aller, die an dem Meeting teilgenommen haben. Alle fanden die Geschichten um meine CO2-minimierte Dienstreise klasse. Ob Nachahmer dabei waren, werde ich wohl nicht erfahren. Für mich ist aber klar, dass es nicht die letzte Zugreise zum Kunden war.

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Themen: Nachhaltigkeit

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