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Völlig unterschätzt: Die Montageanleitung

Erstellt von Lucia Gefken am 04.04.18 02:30

Verkaufen Sie unvollständige Maschinen? Dann legen Sie Ihrem Produkt sicher auch die geforderte Montageanleitung bei. Falls Sie dabei jedoch nur die reine Montage des Produktes beschreiben und sich über die geringen Erstellungs- und Druckkosten freuen, lassen Sie uns gemeinsam einen Blick in die Zukunft werfen. Vielleicht überdenken Sie den Umfang der Anleitung und Ihrer Technischen Dokumentation nochmal.

„Montageanleitung“ in aller Munde

Der Begriff „Montageanleitung“ feierte seine große Stunde, als die Welt des Maschinenbaus von der „Unvollständigen Maschine“ sprach. Seitdem ist sie ein von vielen Herstellern gefeiertes Instrument der Informationsweitergabe und rechtlichen Absicherung. Quasi inflationär werden plötzlich überall unvollständige Maschinen produziert. Doch warum versuchen so viele Hersteller, ihre Maschine als unvollständig zu deklarieren? Sie erhoffen sich dadurch Einsparungen bei der Erstellung der Technischen Dokumentation und somit weniger Arbeit und geringere Kosten. Doch ist diese Hoffnung gerechtfertigt? Gemäß den Anforderungen der EG-Maschinenrichtlinie zur unvollständigen Maschine muss der Hersteller weiterhin ein in sich sicheres Produkt herstellen und entsprechend dokumentieren. Falls sich jemand durch die Erstellung einer Montageanleitung statt einer Betriebsanleitung Kosteneinsparungen erhofft, dem werden mit diesem Text eventuell neue Ansichten ermöglicht.

Verwechslungsgefahr: Montageanleitung ist nicht gleich Montageanleitung

Der Technische Redakteur kannte Montageanleitungen bereits lange vor Erweiterung der EG-Maschinenrichtlinie um den Begriff „Unvollständige Maschine“, denn sie war jahrelang Teil der klassischen Betriebsanleitung. Und das war gut so. Keine Verwirrungen, wenn jemand eine Montageanleitung anforderte. Der Technische Redakteur hat dazu das Kapitel „Montage“ für das Montagepersonal aufgearbeitet, ein neues Deckblatt erstellt, Hinweise auf die restliche Betriebsanleitung hinzugefügt sowie Zielgruppenbeschreibung und die Montagetätigkeiten ergänzt. Die Montageanleitung war natürlich nur im Zusammenhang der Gesamtbetriebsanleitung gültig – darüber wurde der Leser bereits zu Beginn der Montageanleitung informiert. Der praktische Nutzen war, dass die Inhalte ausschließlich auf die Zielgruppe abgestimmt wurden. Das Montagepersonal wurde nicht mit weiteren Beschreibungen der Lebensphasen des Betriebs oder der Reinigung belastet. Diese Art der Montageanleitung ist gleichzusetzen mit Bedienungshandbüchern oder Wartungsanleitungen – quasi ein Auszug aus der Gesamtbetriebsanleitung, abgestimmt auf ein bestimmtes Personal. Damals war es noch so leicht…. 

Montageanleitung erstellen

Wirklich nur Montage?

Doch das sollte nicht so bleiben. Wenn heute jemand eine Montageanleitung anfragt, muss der Technische Redakteur zunächst prüfen, ob es der ihm bekannte Klassiker ist oder ob es eine Montageanleitung für eine unvollständige Maschine ist. Und die zweite Variante ist unter Umständen wesentlich umfangreicher, als viele denken. Eine einfache Beschreibung der Montage reicht in den meisten Fällen nicht aus. Einer unvollständigen Maschine müssen immer auch Informationen mitgegeben werden, damit diese:

  • ordnungsgemäß und
  • ohne Beeinträchtigung der Sicherheit und Gesundheit von Personen
  • mit den anderen Teilen zur vollständigen Maschine zusammengebaut werden kann.

Doch bei komplexen Produkten sollte der Hersteller weitere Informationen mitgeben. Wie lautet die bestimmungsgemäße Verwendung? Wie wird das Produkt zum Montageort transportiert? Welche Restgefahren gehen von der Maschine aus? Können Wartungsintervalle angegeben werden? Sind häufig auftretende Störungen bekannt? Um Problemen im laufenden Betrieb vorzubeugen, für eine gute Kundenbindung und für die Sicherheit von Mensch und Maschine, ist eine Erweiterung der Montageanleitung um solche Zusatzinformationen sinnvoll. Teilweise ist eine Ergänzung der Montageanleitung um eine Betriebsanleitung sogar vorgegeben, zum Beispiel, wenn eine direkte Bedienung durch den Verwender notwendig ist.

Vorteile für Ihre Kunden – Wettbewerbsvorteile für Sie

Technische Dokumentation

Warum sollte man dem Kunden diese, teilweise sicherheitsrelevanten, Informationen auch vorenthalten? Durch die Ergänzungen kann der Kunde die Restgefahren schnell einsehen und nach Einbau prüfen. Er weiß, wann die unvollständige Maschine geschmiert werden muss und kommt nicht in die Verlegenheit, eigene eventuell fehlerhafte Wartungsintervalle festzulegen. Nicht nur das: Er wird sogar das richtige Schmiermittel verwenden, da ihm dieses vorgegeben wurde. Und wer kennt sich besser mit der unvollständigen Maschine aus, als der Hersteller? Genau. Keiner. Ist es da nicht sinnvoll, seine Kunden an den Informationen teilhaben zu lassen und ihm die Arbeit zu erleichtern?

Heute schon an den Profit von morgen denken

Welche Informationen der Hersteller neben den Montageangaben mitgeben wird, bleibt ihm selbst überlassen. Doch bei vielen Produkten sollte man überdenken, ob nicht folgende Daten in der Montageanleitung aufgenommen werden sollten:

Montageanleitungen im Maschinenbau
  • Restrisiken/Sicherheit
  • Technische Daten
  • Transport
  • Inbetriebnahme
  • Betrieb
  • Instandhaltung
  • Störung
  • Entsorgung

Eine gute Aufbereitung führt zu zufriedenen Kunden, die sicherlich bei der nächsten Bestellung an die einfache Übernahme in die Gesamtbetriebsanleitung zurückdenken werden.

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Themen: Technische Dokumentation

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