Der Fachblog für CE-Kennzeichnung

Kennzeichen an Maschinen - kaum Wertschätzung trotz enormer Bedeutung

Erstellt von Lucia Gefken am 23.01.18 15:30

Für manche sind es nur bunte Aufkleber, für einige lebenswichtige Hinweise und für andere Hauptinformationsquelle zur Ersatzteilbestellung. Maschinenkennzeichnungen sind vielfältig und in jeder Hinsicht notwendig. Gemäß Maschinenrichtlinie sind viele Kennzeichnungen Pflicht. Doch welche Arten der Kennzeichnung gibt es und wie sehen diese aus?

1. Das Typenschild

Die wichtigste Kennzeichnung ist das Typenschild. Stellen Sie sich vor, Sie stehen vor einer älteren Maschine und benötigen ein Ersatzteil hierfür. Unterlagen der Maschine sind vor zwei Jahren bei einem Umzug des Unternehmens verloren gegangen. Sie wissen weder, wer der Hersteller der Maschine ist, noch wie die Maschine heißt. Ohne Anhaltspunkte zur Identität der Maschine können Sie keine Ersatzteile bestellen und Ihre Maschine nicht betreiben. Wäre da nicht ein Typenschild hilfreich? Zum Glück ist das Anbringen eines Typenschildes an einer Maschine Herstellerpflicht. Auf dem Typenschild sollten folgende Angaben sein:

  • Kontaktdaten des Herstellers
  • CE-Kennzeichen (kann auch getrennt vom Typenschild angebracht werden, sollte jedoch in der Nähe des Typenschildes zu finden sein)
  • Maschinenbezeichnung
  • Angaben zur Baureihe/Seriennummer
  • Baujahr
  • Je nach Norm wichtige technische Daten

Das Typenschild muss deutlich lesbar und dauerhaft angebracht werden. Ein einfacher Papieraufkleber in einem feuchten Arbeitsumfeld reicht also nicht aus. Häufig sind Typenschilder aus Edelstahl, Hochleistungsfolie oder Kunststoff gefertigt, um den äußeren Umgebungseinflüssen wie Hitze oder Witterung standzuhalten

2. Die CE-Kennzeichnung

EG-Konformitätserklärung

Ohne CE-Kennzeichnung darf eine Maschine innerhalb der EU nicht verkauft bzw. in Verkehr gebracht werden. Der Hersteller ist verpflichtet, eine CE-Kennzeichnung anzubringen. Selbstverständlich sollte der Hersteller auch die Voraussetzungen für das Anbringen des Zeichens erfüllen (z.B. Risikobeurteilung, Konformitätserklärung,…). Das CE-Zeichen wird oft auf dem Typenschild abgebildet, da so die Nähe der beiden Kennzeichnungen gewährleistet ist. Die Proportionen, Gestaltung und der Abstand der beiden Buchstaben sind genau festgelegt und die eigene Kennzeichnung sollte auf keinen Fall von diesen Vorgaben abweichen

3. Die Sicherheitszeichen

Sicherheitshinweis

Weiterhin wichtige Kennzeichnungen sind die Sicherheitszeichen. Viele davon kennen wir auch aus dem Alltag:

  •  Blaue  Gebotszeichen wie „Handschuhe tragen“ mit dem abgebildeten Handschuhpaar
  •  Rote  Verbotsschilder wie „Rauchen verboten“ mit der durchgestrichenen Zigarette
  •  Gelbe  Warnschilder wie „Rutschgefahr“ mit dem kleinen Männchen, welches ausrutscht und fällt.

Diese Art der Maschinenkennzeichnung besteht aus einem einzelnen, häufig durch Normen wie der DIN EN ISO 7010 standardisierten Piktogramm. Diese Piktogramme sind in Europa so bekannt, dass eine weitere Erläuterung in der Regel nicht notwendig ist und ohne Text verstanden wird. Ob ein Piktogramm auf einer Maschine angebracht wird, entscheidet sich aufgrund der Ergebnisse der Risikobeurteilung. Innerhalb der Risikobeurteilung tauchen Maßnahmen wie „Kennzeichnung an der Maschine“ auf. Diese Maßnahmen sind im Idealfall mit Sätzen wie „Piktogramm Gehörschutz tragen an Maschinengehäuse anbringen“ ergänzt. Aufkleber mit den entsprechenden Piktogrammen sind in Onlineshops erhältlich. Der Maschinenhersteller sollte jedoch bei der Wahl des Shops auf die Einhaltung der gängigen Normen achten und prüfen, ob der Onlineshop die entsprechenden Piktogramme anbietet.

4. Die Produktsicherheitsschilder

ProduktsicherheitshinweisEine Steigerung dieser Sicherheitszeichen sind Schilder zur Produktsicherheit, die vor bestimmten Risiken warnen, welche erklärt werden müssen. Die Schilder bestehen häufig aus den Sicherheits-Piktogrammen und ergänzenden Texten. Im Idealfall sind die Schilder gemäß DIN ISO 3864 Maschinenkennzeichnung Graphische Symbole - Sicherheitsfarben und Sicherheitszeichen gestaltet. Die Farben und Signalwörter geben die Schwere der Gefahr an:

  • Rot - Gefahr = Tod und schwere Verletzungen mit hohem Wahrscheinlichkeitsgrad
  • Orange - Warnung = Tod und schwere Verletzungen mit mittlerem bis geringem Wahrscheinlichkeitsgrad
  • Gelb - Vorsicht = Leichte Verletzungen mit mittlerem bis geringem Wahrscheinlichkeitsgrad

Auch die Produktsicherheitsschilder ergeben sich aus den Maßnahmen der Risikobeurteilung. Stellt der Konstrukteur fest, dass eine besondere Gefahr vorliegt, die nicht durch ein Piktogramm ersichtlich wird, müssen ggf. die Art, die Folgen und die Maßnahmen zur Abwehr auf dem Schild formuliert werden. Im Idealfall erfolgt bei der Gestaltung der Schilder eine Abstimmung mit dem Technischen Redakteur, der die Sicherheits- und Warnhinweise in der Betriebsanleitung formuliert. Somit vermeidet man Schilder, die mit gelber Signalfarbe vor schweren Verletzungen warnen und sorgt für ein einheitliches Erscheinungsbild der Warnungen – auf den Kennzeichnungen und in der Anleitung. Das verstärkt den Lerneffekt bei den Lesern. Die Schilder können in Onlineshops nach Kundenwunsch erstellt und gedruckt werden.

5. Weitere Kennzeichnungen

Neben dem CE-Zeichen kann der Hersteller weitere Prüf- und Qualitätszeichen anbringen. Viele Hersteller bilden diese auf dem Typenschild ab. Zusätzlich gibt es weitere Kennzeichen wie Schilder, die Stromkreise bezeichnen, die Drehrichtungen von Motoren angeben oder die Funktion von Bedienelementen benennen. Außerdem können Gebrauchshinweise auf Aufklebern zusammengefasst und quasi als Gedächtnisstütze an der Bedienstelle angebracht werden. Alle Kennzeichnungen dieser Art sollen dem Anwender helfen, die Maschine sicher zu betreiben.

Übersetzen oder nicht?

Für die Betriebsanleitung gilt: Sie muss in den Amtssprachen der Endanwender vorliegen. Aber wie sieht es mit den Maschinenkennzeichnungen aus? Das Typenschild muss nicht zwingend übersetzt werden. Jedoch ist der Hersteller verpflichtet, alle Warn- und Sicherheitskennzeichnungen in der Sprache des Kunden zu liefern. Sicherheitsrelevante Informationen müssen generell für die Verwender des Produkts verständlich sein, daher ist die Übersetzung notwendig.

ANSI?

In USA regelt die ANSI Z535.3 und Z535.4 die Gestaltung der Sicherheitskennzeichen. Falls Sie als Hersteller eine Maschine in die USA verkaufen wollen, sollten Sie die Sicherheitskennzeichnungen gemäß ANSI gestalten. Besonders bei den Piktogrammen gibt es Unterschiede zu dem europäischen Pendant. Dabei gilt zu beachten: Wenn Sie auf der Maschine Kennzeichnungen gemäß ANSI anbringen, sollte auch in der Betriebsanleitung die ANSI verwendet werden. Alleine, weil die Kennzeichnungen auf der Maschine in der Anleitung erläutert werden sollten. Viele Onlineanbieter für Maschinenkennzeichnungen bieten die ANSI-Piktogramme als Alternative an. Für USA muss grundsätzlich ANSI verwendet werden, in Europa wird die ANSI ebenfalls akzeptiert.

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Themen: Arbeitssicherheit, CE-Kennzeichnung

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